2. Prüfungstag:

nach tatsächlich einmal gelungenem frühem Aufbruch und einer Frühstücksstrecke von 60 Kilometern bis zum Fährhafen, bei gewohnt strahlendem Wetter, kündigt sich schon auf der Fähre auf klassische Weise Ungemach durch aufziehende Gewitterwolkenfronten, Donnergrollen und Regenfahnen am Horizont an. Einzelne Tropfen wehen bis zum Schiff. ... 500 Meter hinter dem Fährhafen platzt der Schlauch von Carstens Hinterrad. Was Carsten nicht dabei hat, ist ein Ersatzschlauch.
Drei Flickversuche misslingen: die Luft entweicht jeweils nach ein paar Metern aus dem zu großen Riss unter dem Flicken hindurch mit einem Geräusch wie ein furzender Luftballon. Währenddessen fahren stetig Hightech-Mountainbiker sehr schnell an uns vorbei in Richtung Hafen. Einer schenkt uns immerhin einen Schlauch. Doch Carstens Knochen zerbricht bei dem ersten Versuch, die Radmutter zu lösen, ganz abgesehen davon, dass wir sowieso keine passende Pumpe für das Autoventil haben, mit dem der Schlauch ausgestattet ist. Die Gewitterfront ist genau in der Mitte des Himmels zum Stehen gekommen. An ihren Rändern lösen sich die von Osten kommenden Wolken auf und hin und wieder donnert es ein bisschen. Doch uns brennt beständig die Sonne aus der wolkenlosen Westhälfte des Himmels auf die Häupter.
Schliesslich, nach einigen erfolglosen Trampversuchen und einem halbherzig und erfolglos angehaltenen Bus schieben wir die Räder zurück zum Hafen. Doch auch dort lässt sich das benötigte Werkzeug zunächst nicht auftreiben (und es gibt eh keine Luftpumpe an der Tankstelle). Ausserdem passt das Autoventil nicht durch die schmaleren Ventilöffnungen in der Felge ...
Die weitet Carsten dann einfach mit seinem Messer (sind Alufelgen), ein Autofahrer verleiht kurz seinen Engländer, im Hotel mit Fahrradverleih gibt es eine Pumpe und kaum fünf Stunden später können wir immerhin noch elf von den angepeilten 70 Kilometern zurücklegen, bis zum nächsten Campingplatz.
Während der Nacht zog das Gewitter zu uns herüber und entlud sich eine Zeitlang direkt über unseren Köpfen, so dass die Donnerschläge von zwei Seiten kommend Magen- und Zeltwände flattern liessen.